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Whiskyschiff Luzern 2016

Whiskyschiff Luzern

Im vergangenen Jahr hatten wir auf der Flying Dutchman, mit der wir während des Islay Festivals unterwegs waren, unter anderem eine Gruppe aus der Schweiz kennengelernt: Röne, Gilles, Claudio und Flo, allesamt sehr angenehme (und amüsante) Reisegenossen. Röne stellte sich darüber hinaus als Veranstalter des Whiskyschiff Luzern heraus, der größten Whiskymesse der Zentralschweiz, die auf drei Schiffen auf dem Vierwaldstättersee stattfindet und in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feierte.

Röne lud uns damals zum Whiskyschiff ein, und wir ließen uns die Gelegenheit zu einem Wochenende in der Schweiz nicht entgehen. Zugegeben: im März kann man mit dem Wetter schon mal Pech haben, und das hatten wir reichlich. Die meiste Zeit regnete es. Immerhin hatten wir uns den einzigen trockenen Tag herausgesucht, um Küssnacht, Zug und die nähere Umgebung zu erkunden. Den Rest der Zeit verbrachten wir „unter Deck“ mit allerlei interessanten und anregenden Gesprächen, Neuigkeiten und Erinnerungen - und natürlich mit vielen exzellenten Tropfen.

Die drei Veranstaltungsschiffe lagen nebeneinander vertäut an Steg 1, direkt im Stadtzentrum von Luzern, und waren über Stege miteinander verbunden, so dass sich eine mehr oder weniger zusammenhängende Fläche auf den Unterdecks ergab, auf denen die Stände aufgebaut waren. Außerdem waren die Oberdecks zugänglich und mit weiteren Ständen ausgestattet. Ein besonderes Bonbon gab es auf Schiff 2, auf dem im Zwischendeck der Raritätenstand von Glenfahrn seltene und alte Flaschen zur Verkostung anbot. Im Rest des Zwischendecks waren die Sitzgruppen der Schiffsausstattung zugänglich und luden dazu ein, den ausgesuchten Tropfen in Ruhe zu genießen.

Für eine ordentliche Grundlage unter all den Whiskies sorgte dazu ein Grill, der unmittelbar vor dem Steg Whiskyburger, Würstchen und Pommes Frites sowie diverse nichtalkoholische Getränke anbot.

Am Donnerstag, dem ersten Messetag, war noch nicht sehr viel los. Deshalb war es leicht, lange und interessante Gespräche an den Ständen zu führen (mir sind unter anderem Riegger, Cadenhead's, Glenfahrn und Waldhaus im Gedächtnis geblieben), Kontakte zu knüpfen und Neues zu lernen. Am Stand von Riegger gab es zum Beispiel ein paar Exemplare der "Snifter" Nosinggläser (als Messeglas gab es einen Bugattikelch), man konnte denselben Whisky aus verschiedenen Gläsern vergleichen. Sehr aufschlussreich.

Am Freitag wurde es dann schon merklich voller, aber wir verbrachten einen größeren Teil der Zeit auf einem weiteren Schiff am Nachbarsteg (na gut, vier Stege weiter). Dort wurden die extra angebotenen Seminare und Tastings angeboten, die ich sicher in separaten Artikeln beschreiben werde. Erstens wird dieser Artikel hier sonst zu lang, und zweitens waren sie allesamt einen eigenen Artikel wert!

Der Samstag war dann mit Abstand der vollste Tag. Das war zu erwarten gewesen, denn am freien Samstag haben mehr Leute Zeit für einen Schiffsausflug. Am Abschlusstag war es dann mitunter wirklich schwierig, bis zu den gewünschten Ständen und Whiskies vorzudringen, Gespräche waren praktisch nicht möglich. Gut, dass wir das alles schon an den vergangenen Tagen genossen hatten. So ließen wir uns am Samstag treiben (mal von eigenen Ideen, mal von der wogenden Menge) und fanden noch den einen oder anderen Überraschungstropfen.

Am Ende stand die Rückschau auf ein unvergessliches Wochenende und das Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen, Whiskies zu probieren, Freunde wiederzusehen und - diesmal Ende März - hoffentlich besseres Wetter zu genießen.

Soweit meine Aufzeichnungen stimmen, konnten wir in den drei Tagen die untenstehenden Whiskies kosten. Die Samples wurden mit 1cl ausgeschenkt, was dem Portemonnaie und dem Alkoholspiegel gleichermaßen zugute kam, und natürlich haben wir bei den ausgewählten Drams gegenseitig gekostet.

Ach so, und ganz unten gibts noch eine kleine Gallerie mit bildlichen Eindrücken.

  • 3020, 50% - die Veranstaltungsabfüllung, Weltrekordwhisky, auf 3020 m destilliert, Bourbon- und Barriquefass, destilliert 30.06.2012, abgefüllt 16.02.2016, 400 Flaschen. Zwei davon stehen jetzt bei uns.

  • Glengoyne 1972, 52,8% - Cask No. 3195, Sherry Butt, destilliert 27.09.1972, abgefüllt Juni 2009, Flasche 34/305, Malts of Scotland.

  • Kilchoman Sanaig - neue Version, permanente Abfüllung

  • Port Dundas 24 yrs, 55,1% - destilliert März 1991, abgefüllt Januar 2016, Cask No. 7, 282 Flaschen, Oloroso Finish, The Grainman, Grain Whisky, geschlossene Destillerie.

  • Bunnahabhain 28 yrs, 49,1% - destilliert November 1987, abgefüllt Januar 2015, Cask No. 2500, 228 Flaschen, The Maltman

  • Ledaig 1996 Vintage, 46,3% - abgefüllt 2015, 19 yrs, Small Batch, Matured in Oloroso Casks. Davon habe ich eine Flasche gekauft.

  • Bunnahabhain 25 yrs, 46,3% - Den gab es nach dem Kauf des Ledaig "aufs Haus". Danke.

  • Deanston 20 yrs, 55,3% - Matured in Oloroso Casks

  • Dailuaine 1998, 58,5% - destilliert 31.03.1998, abgefüllt 29.04.2012, Cask No. 3396, Flasche 52/298, Riegger's Selection - wird normalerweise für Blends verwendet.

  • Puni Alba, 43% - Batch "Juli 2015", einzige Destillerie in Italien, Glurns im Vintschgau

  • Islay 1974, 50% - Ardbeg, Kingsbury, Flasche 120/278

  • Port Charlotte 2004, 59,3% - destilliert 2004, abgefüllt 2015, 10 yrs, Bourbon Barrel, Flasche 82/150, The First Editions, Veranstaltungsabfüllung 2015

  • Glen Keith 1995, 55,2% - destilliert 08.11.1995, abgefüllt 16.02.2016, Cask No. 171219, Flasche 38/342, Recioti Cask Finish since 20.02.2015, Riegger's Selection

  • Glengoyne 19 yrs, 55% - destilliert 1996, abgefüllt Februar 2016, 240 Flaschen, Chateau Lafitte Finish, Cadenheads

  • Strathmill 19 yrs, 55,1% - destilliert 1995, abgefüllt Oktober 2015, 264 btls., Chateau Lafitte Finish, Cadenheads

  • Kavalan Port Cask Finish, 40% - Concertmaster

  • Kavalan Sherry Oak, 46% - Concertmaster, matured in Oloroso casks.

  • Wolfburn, 46% - NAS. Die Destillerie darf erst seit ein paar Wochen überhaupt Whisky abfüllen, also muss dieser hier 3 Jahre als sein.

  • Highland Park 25 yrs, 50,6% - Cadenhead Small Batch

  • Littlemill 1992, 53,8% - destilliert 1992, abgefüllt 2015, Cask No. 299, Flasche 68/275, Riegger's Selection

  • Mannochmore 32 yrs, 57% - destilliert 1982, abgefüllt Januar 2013, 188 Flaschen, Port cask, Cadenheads

  • Ledaig 23 yrs, 55% - destilliert 1992, abgefüllt Februar 2016, Bourbon Hogshead, 180 Flaschen, Cadenheads

  • Glendronach 1995, 55,8% - 20 yrs, destillert Mai 1995, abgefüllt August 2015, Flasche 115/656, PX Sherry Puncheon

  • The Balvenie Triple Cask 25 yrs, 40% - Oloroso Sherry Butts, 1st Fill Bourbon, Refill Casks

  • Ardbeg Supernova 2010, 60,1% Der Ur-Supernova.

  • Edradour Straight from the Cask, 59,7% - destilliert 09.05.2005, abgefüllt 02.11.2015, 10 yrs, matured in Sherry Butt No. 49, 954 Flaschen

  • Glencraig 31 yrs, 50,8% - Glenburgie-Glenlivet Distillery, Cadenheads

  • Bunnahabhain 34 yrs, 47,1% - destilliert 1980, abgefüllt 2014, matured in a refill butt, 504 Flaschen, The Perfect Dram

  • Bunnahabhain 45 yrs, 40% Cask Strength(!) - destilliert 1965, abgefüllt 2010, matured in a refill hogshead, 195 Flaschen, The Whisky Agency

  • Bruichladdich Black Art 04.1, 49,2% - 23 yrs, 1990, American and French Oak

  • Aberlour 19 yrs, 46% - destilliert November 1994, abgefüllt Mai 2014, Bourbon cask no. 8853, 298 Flaschen

  • Tobermory 1972, 49,6% - destilliert 21.12.1972, abgefüllt 13.11.2006, 33 yrs, matured in Sherry Oloroso Butt No. 9721, Flasche 154/198, Alambic Classique. Das war der krönende Abschlussdram. Das letzte Foto in der Gallerie zeigt ihn im Messeglas.

Wertung: Tolle Veranstaltung, tolle Whiskies, tolle Aussteller, tolle Tastings: das sind verdiente fünf Sterne für das Whiskyschiff. Wir kommen wieder, keine Frage!

Zum Whiskyschiff gehts hier: Whiskyschiff Luzern

Talisker Dark Storm

Talisker Dark Storm

Talisker, die einzige Destillerie auf der Isle of Skye, gehört zu meinen ersten Erfahrungen in Sachen Whisky, ich hatte irgendwo mal eine Flasche des 10-jährigen gekauft. Lange Zeit blieb es dabei, obwohl er mir schmeckte und ich den geradezu beißenden Holzrauch genial fand. Aber irgendwie war ich noch nicht reif für mehr (Whisky). Das hat sich mittlerweile geändert, wie man hier ja ganz gut sehen kann. Meine Favoriten kommen auch mittlerweile anderswo her (obwohl ich den Inseln treu geblieben bin), aber eine gewisse Verbundenheit zu Talisker ist geblieben: irgendeine Flasche steht eigentlich immer im Regal. Der 10-jährige ist heute dem Storm gewichen (ich sollte die beiden mal unmittelbar gegeneinander probieren, bevor es den 10-jährigen nicht mehr gibt), und beim letzten Abend der offenen Flaschen lernte ich den Talisker Dark Storm kennen.

Ich kam eigentlich mit einem ganz anderen Tropfen vom "Buffet", als sich zwei Bekannte angeregt unterhielten. Der Whisky im Glas des einen hatte die Bewunderung des anderen erlangt, und ich sollte meine Nase ebenfalls in das Glas halten. Meine Reaktion: "Oh, ein Talisker." - und ich sah mich zwei entgeisterten Gesichtern gegenüber. Es ist ja ganz nett, mal jemanden mit seinem Fachwissen zu überraschen, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich daran keinen sooo großen Anteil hatte: der typische Holzrauch des Talisker war wirklich nicht zu überriechen.

Nicht lange danach durfte ich dann eine Flasche des guten Tropfens (1l, weil Duty Free) in meinem Regal begrüßen, und neulich war er dann auch im Glas.

Der Dark Storm kommt mit 45,8% daher, also nur ganz leicht abweichend von den in lezter Zeit sehr beliebten 46%. Mich würde interessieren, ob es sich um eine geschmackliche Entscheidung oder um eine Marketingmaßnahme handelt. (Mein Tipp: letzteres.) Altersangabe gibt es keine. Die Farbe ist zwar hübsch dunkel, aber das dürfte seiner Lagerzeit in "charred casks" (also innen angekohlten Fässern, das ist schon mehr als das weit verbreitete "toasten") zuzuschreiben sein. Bei "Massenware" (und dazu kann man eine Abfüllung für den Duty Free Markt durchaus zählen) kann man zwar meist auch ein Färbung mit Zuckerkulör vermuten, aber auf der Flasche steht nichts davon. Dann darf eigentlich auch keine künstliche Farbe drin sein.

Colour: M10 (Hennarot)

Nose: Der allererste Geruchseindruck ist recht scharf und auch alkoholisch. Wenn sich diese Intensität verzogen hat, bleibt eine Komposition aus Früchten (dunkle Früchte, rote Johannisbeere), Gewürzen (Pfeffer, süßer Paprika, Hähnchenwürzsalz) und etwas wie geschmolzener Butter, leicht streng und etwas beißend. Dabei hatte ich nicht etwa das Gefühl, meine Nase über einen Grill zu halten, es waren eher Assoziationen und Bilder, die in meinem Kopf auftauchten.

Taste: Im Mund wird es dann klassischer. Die Gewürznoten gehen zurück, süßere Noten gewinnen die Oberhand. Die dunklen (sauren) Früchte sind noch da und verbinden sich mit Rauch, Torf und herbem Rum. Dann ist noch das das Gefühl auf der Zunge zu erwähnen, abseits der Geschmacksoten. Hier ist der Whisky (Holzrauch) weich, sahnig, und schokoladig. Wie gesagt, nicht als Geschmacksnoten, sondern wie sich der Whisky auf der Zunge anfühlt.

Finish: Der Abgang ist mittellang, und hier übernehmen die fruchtigen Noten endgültig die Oberhand. Ungewöhnlich, dass im Abgang noch so deutliche Noten über das Wärmegefühl (und vielleicht Rauch) hinaus zu finden sind. Aber sehr gefällig.

Der Dark Storm ist ein kräftiger und stimmiger Whisky, liegt in der Qualität deutlich über seinem kleinen Bruder, dem Storm, und das Preis-Leistungs-Verhältnis (ich habe ihn im Rahmen einer Aktion recht günstig bekommen) machen ihn zu einem Kandidaten für einen festen Platz im Regal.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Talisker

Laphroaig Triple Wood (Sample)

Laphroaig

Vor gar nicht langer Zeit hatten wir ein exzellentes Laphroaig-Tasting genossen, und unter anderem gab es dort einen Laphroaig Triple Cask mit 48%, in drei unterschiedlichen Fasstypen gelagert. Nun stand von einem Messetasting noch ein Sample eben dieses Whiskies im Regal, und den wollten wir eigentlich ohne große Tastingaufwand genießen. Bis mir auffiel, dass das Sample nun schon einige Monate im Schrank gestanden hatte, nur zugeschraubt, aber nicht mit Parafilm abgedichtet. Da war der Vergleich zum gerade genossenen "frischen" Triple Wood dann doch interessant genug, um einen Tastingbogen herauszuholen und genauer hinzuschauen.

Colour: M7 (Safran)

Nose: Es geht gleich kraftvoll und rauchig los in der Nase. Und außer dem Torf finde ich auch die Gerste, die mit dem Torf behandelt worden ist. Dazu Pfeffer, Lakritz, salzige Meeresaromen und den Laphroaig-typischen medizinischen Jod-Einschlag. Der Torfrauch verzieht sich nach einer Weile, und ich finde bemerkenswerterweise keinen Sherry, der in dem frisch geöffneten Triple Wood deutlich vorhanden ist - kein Wunder, ist doch einer der drei Fasstypen ein Sherryfass.

Taste: Auf der Zunge ist er ebenalls kraftvoll, aber süß, mit ganz leichten bitteren Noten und noch weniger Salz. Vielleicht ist letzteres sogar nur Einbildung, weil ich es erwartet habe. Rauch, Torf und Gerste sind wieder da, auch die medizinischen Elemente (Jod), und - stärker als in der Nase - Holz. Mit der Zeit kommen auch die salzigen Noten stärker heraus. Der Sherry allerdings bleibt - wie in der Nase - verborgen.

Finish: Das Finish ist mittellang und nicht spektakulär.

Wertung:

Nach diesem Sample zu urteilen ist der Triple Wood ein kräftiger, durchaus leckerer, aber kaum sonderlich vielschichtiger Whisky. Mit drei Sternen kommt er immer noch ganz gut weg, aber im frischen Zustand hatte ich ihm einen halben Stern mehr gegeben.

Ich lerne daraus, dass Whiskies unter Lufteinfluss doch schneller abbauen, als ich erwartet hatte. Ich werde also in Zukunft wohl etwas schneller mit einem Streifen Parafilm bei der Hand sein. Bisher hatte ich das eher als zusätzliche Transportsicherung verstanden.

Und diese Erkenntnis liefert natürlich natürlich eine Idee für ein weiteres Experiment. Ich werde bei Gelegenheit mal zwei Whiskies in jeweils zwei Samples abfüllen und ein paar Monate stehen lassen, jeweils mit und ohne Parafilm. Mal sehen, wie die sich so entwickeln.

Zur Destillerie gehts hier: Laphroaig

Macallan 25 yrs (Küchenfund)

Macallan 25 yrs anniversary malt

Es gibt ja Leute, denen passieren bemerkenswerte Dinge. Manchmal zähle ich auch dazu, aber diesmal traf es einen guten Whiskybekannten aus dem Nachbarort. Der vermeldete kürzlich, er habe von einem Bekannten vier offene Flaschen Whisky übernommen, die leider schon seit Jahren offen standen, einschließlich bröckelnder Korken. Ob die noch gut sind?

Ich durfte von dem interessantesten Tropfen ein Sample mitnehmen, und das Ergebnis ist hier zu lesen. Im Glas war ein 25-jähriger Macallan Anniversary Malt mit 43%, 1968 destilliert, 1994 abgefüllt.

Colour: M10 (Hennarot)

Nose: Also den Geruchsaromen haben die Jahre nichts anhaben können. Der gehört mit zu den besten Whiskies, die ich bisher gerochen habe. Der erste Eindruck ist leicht, warm und süß. Ich finde frische Haselnüsse und Mandeln, Rosinen, getrocknete Früchte, Karamell, Fudge, Sherry und Honig. Der Alkohol liegt nur leicht hinter dieser Aromenvielfalt. Und der Geruch ändert sich mit der Zeit, der Alkoholgeruch wird noch leichter.

Taste: Im Mund lässt die Aromenvielfalt deutlich nach. Immer noch weich und süß, mischen sich jetzt auch ölige, bittere und ein bischen salzige Noten dazu. Die frischen Nüsse, süße/schwere getrocknete Früchte, Sherry und Honig sind ebenfalls wieder vorhanden. Alles wirkt auf der Zunge aber wie verblasst gegenüber der Geruchssensation in der Nase. Der Alkohol ist etwas deutlicher geworden, und deutlich bittere Holznoten sind dazugekommen. Immer wieder aber wirkt der Whisky auch warm und weich.

Finish: Der Abgang ist kurz, aber angenehm warm.

Eine Wertung in Sternen mag ich bei diesem Tropfen nicht abgeben, dazu fällt er einfach zu sehr aus dem "normalen" Raster heraus. Die Jahre in der offenen Flasche haben dem Geschmack nicht gut getan. Wenn man aus dem immer noch sensationellen Geruch darauf schließen kann, wie der Geschmack einmal war, dann muss das einmal ein absolut unglaublicher Tropfen gewesen sein. Heute ist er ein einfacher, aber immer noch ausbalancierter Whisky. Von dem, was einmal war, kann man leider nur noch träumen.

Zur Destillerie gehts hier: Macallan

Kneipenbesuch im Flynn's Inn (Bonn)

Flynn's Inn

Letzte Woche war ich für zwei Tage in Bonn und nutzte die Gelegenheit, im dortigen Pub "Flynn's Inn" ein paar Whiskies zu probieren. Der Fernseher zeigte das Montagsspiel der zweiten Liga, aber obwohl ich durchaus ein Fußballfreund bin, hatte ich diesmal Besseres zu tun. Ich habe mich wieder mal bevorzugt mit Whiskies auseinandergesetzt, die ich bisher noch nicht kannte.

Aberlour 15 yrs Select Cask, 43%

Aus Aberlour kannte ich bisher nur den grandiosen A'bunadh (den wir weiter unten noch treffen werden), und der machte mich durchaus neugierig auf weitere Whiskies. Ich entschied mich für den 15-jährigen Select Cask. Der hat nach Farbe, Geruch und Geschmack ganz eindeutig in Sherryfässern gelegen.

Colour: So wirklich waren die Farben im gemütlichen Halbdunkel des Pubs nicht zu erkennen. Deshalb sind die Angaben in diesem Artikel mit Vorsicht zu geniessen. Der Aberlour sah - fand ich - rötlich aus.

Nose: In der Nase riecht der Whisky weich und intensiv nach Sherry. Außerdem finde ich Rosinen, und ein wenig Holz meine ich auch zu entdecken.

Taste: Viel Sherry (und wenig Überraschung)! Aber auch Rum ist da, und frische Früchte. Auch auf der Zunge ist der Aberlour schön weich. Zum Schluss kommen noch ein paar Noten von frischem Tabak.

Finish: Das Finish ist nur kurz, aber warm und weich.

Wertung:

Das ist ein sehr netter Einsteigerwhisky. Aber ich glaube, die Freundschaft hält deutlich länger.

Caol Ila Moch, 43%

Als nächstes ging es nach Islay. Den Moch hatte ich bei einem Destilleriebesuch bei Caol Ila schon mal probiert. Da ich mit dem Auto unterwegs war, musste es aber bei einem kleinen Nippen bleiben, und hier hatte ich die Gelegenheit, nochmal etwas ausführlicher auf den guten Tropfen zurückzukommen.

Colour: Der Moch hat keine Altersangabe, also ist er wohl recht jung. Dazu passt, dass er recht hell ist.

Nose: In der Nase finde ich nur wenig Rauch (ungewöhnlich für Caol Ila), dafür Holz, Gras und Heu. Außerdem Erinnerungen an Maische, und die fruchtige Frische von Grappa.

Taste: Die Geschmacksnoten von Holz und Heu kommen aus der Nase auf die Zunge herüber, der Rauch wird hier sogar intensiver, und die Maische hat sich zu einem bierartigen Geschmack entwickelt. Der vorherrschende Eindruck ist aber der von junger Frische.

Finish: Zum Schluss wird der Whisky noch ein wenig bissig, das Finish ist mittellang.

Wertung:

Ein ungewöhnlicher Caol Ila. Aber einer, der die Destillerie durchaus bereichert.

Talisker Port Ruighe, 45%

Der nächste Abstecher führte mich nach Skye. Die Whiskies der einzigen dortigen Destillerie kannte ich bis dahin eigentlich alle als geprägt von scharfem Rauch. Der Port Ruighe, dessen Name nichts mit einem Hafen zu tun hat sondern vielmehr auf die Lagerung in Portfässern hinweist ... tja, der ist anders.

Colour: Dunkel mir orangenen Tönen

Nose: Wie zu erwarten riecht der Whisky deutlich nach Port. Deutlich weniger, aber durchaus vorhanden ist Holz. Rauch, sonst typisch für Talisker, finde ich fast nicht.

Taste: Portwein auch auf der Zunge, aber würzig und mit einer gewissen Schärfe einem Hauch von Trauben.

Finish: Der Abgang ist lang, warm und reichhaltig.

Wertung:

Definitiv kein schlechter Whisky. Ob ich mir mal eine Flasche davon zulege, hängt vermutlich vom Preis ab. Denn die Konkurrenz (z.B. durch den Dark Storm) ist stark und preisgünstig.

Aberlour A'bunadh

Auch hier konnte ich zum Ende der Rundreise nicht am A'bunadh vorbei und kehrte also nach Aberlour und damit zum Ausgangspunkt der Rundreise zurück. Ich weiß, nicht, aus welchem Batch dieser hier war, aber das war auch nicht so wichtig. Ich genoss ihn einfach, ohne ernsthafte Tastingbemühungen, und beschloss damit einen Abend, den ich beim nächsten Besuch in Bonn sicher gerne wiederholen werde.

Übrigens ging auch das Fussballspiel auf dem Fernsehschirm seinem Ende zu, und ich stellte fest, dass ich beide Tore schlicht und einfach verpasst hatte ...

Zur Website des Pub gehts hier: Flynn's Inn

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